Femizide: Perspektiven aus Opferschutz, Kriminologie, Moraltheologie, Seelsorge und Beratung:Wenn Männer ihre Partnerinnen töten


„Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind. Jede dieser Taten ist eine Tragödie. Häusliche Gewalt kann ein Vorbote solcher schrecklichen Verbrechen sein. Meist kommen die Täter aus dem nahen Umfeld der Opfer. Oft sind Femizide das Ergebnis von langjähriger Gewalt, Kontrolle und tief verwurzelten Machtfantasien. Das ist ein Menschenbild aus dem Mittelalter, das wir nicht tolerieren dürfen und dem wir entschieden entgegentreten müssen. Und zwar in der breiten Fläche der Gesellschaft. Wir müssen das Bewusstsein für Betroffene weiter schärfen und wachsam sein – ob in der eigenen Familie, im Freundeskreis oder auf der Arbeit. Wir müssen Schutzstrukturen stärken und einfacher zugänglich machen. Gefährdete Frauen müssen wir ermutigen: Melden Sie sich sofort, wenn Sie Hilfe brauchen. Sie werden gehört.“
Innenminister Herbert Reul, Pressemitteilung zum Forschungsprojekt "Tötungsdelikte zum Nachteil von Frauen in Nordrhein-Westfalen", 15. August 2025
Anliegen, Ziel und Aufbau der Tagung
Gewalt gegen Frauen ist kein individuelles Schicksal. Femizide, Partnerinnentötungen und geschlechtsspezifische Gewalt geschehen in allen gesellschaftlichen Schichten. Diese Todesursache kostet in Deutschland fast jeden zweiten Tag eine Frau das Leben durch die Hand ihres (Ex-) Partners.
Sie wirksam zu bekämpfen erfordert interdisziplinäre und strukturelle Lösungen. Diese Tagung ist ein Beitrag dazu.
Eröffnet wird sie durch die Vernissage der Ausstellung "Sicherheitslücke". Die Künstlerin Alexandra Mattern macht damit sichtbar, an welchen Orten Frauen sich gefährdet fühlen.
Perspektiven der Kriminalprävention, der Kriminologie und Soziologie, der Politik, aber auch der Moraltheologie und Seelsorge werden zusammengeführt.
Die Veranstaltung richtet sich an Fachkräfte sowie an alle Interessierten mit Vorwissen, die sich mit den Hintergründen und Handlungsoptionen zu geschlechtsspezifischer Gewalt auseinandersetzen möchten.
Programm
Freitag, 10. Oktober 2025
14 Uhr Ausstellungseröffnung Alexandra Mattern, Sicherheitslücke
15:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Grußwort: Dr. Tim Grüttemeier, Städteregionsrat Aachen
Impuls 1: feminizidmap.org, Datenlage zur Dokumentation aller Femi(ni)zide und Tötungsdelikte an Frauen* sowie Mädchen* in Deutschland
Impuls 2: Dr. Julia Habermann, Lehrstuhl für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum, Partnerinnentötungen und deren gerichtliche Sanktionierung
Gespräch: Polizeipräsidium Aachen, feminizidmap, Dr. Julia Habermann
16:30 Uhr bis 18:00 Uhr
Impuls 3: Fikri Anıl Altıntaş, Toxische Männlichkeiten in interkultureller Betrachtung - (De)-Konstruktion von migrantischer, muslimisch-türkischer Männlichkeit in Deutschland, Abwertungen im Frauenbild
Gespräch: Fikri Anıl Altıntaş, Nadine Pier (Gleichstellungsbeauftragte)
18:15 Uhr Abendessen
Im Rahmen der „Nacht der offenen Kirchen“ besteht am Abend die Möglichkeit, Geschichten zu teilen, Gebete zu formulieren oder einfach zur Stille.
Samstag, 11. Oktober
9:00 Uhr bis 10:30 Uhr
Impuls 4: feminizidmap.de, Begriff „Femizid“ in seiner soziologischen Perspektive
Gespräch: feminizidmap, Nadine Pier, Lilian van Rey (Feminist Law Clinic)
10:45 Uhr bis 12:15 Uhr
Impuls 5: Julia van der Linde, Gewalt gegen Frauen und Femizid aus moraltheologischer Sicht
Gespräch: Julia van der Linde, Sabine Reinhold, Gefängnisseelsorge, N.N., (psychiatrische Medizin)
Mittagessen
13:15 Uhr bis 14:45 Uhr
Raum für Workshops: Wie kann es weitergehen?
Kaffeepause
15:15 Uhr bis 16:00 Uhr
Ergebnissicherung und weitere Verabredungen, Übergabe der Ergebnisse an die Politik
Gefördert durch:

Organisatorisches
Veranstalterin
Akademie des Bistums Aachen in Kooperation mit Alexianer Aachen, Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V., Evangelisches Erwachsenenbildungswerk im Kirchenkreis Aachen, Frauen- und Familienseelsorge im Bischöflichen Generalvikariat Aachen, Gleichstellungsbeauftragte der StädteRegion Aachen, kfd-Diözesanverband Aachen, Pelgrimsoord Klooster Wittem, Polizeipräsidium Aachen (Prävention und Opferschutz), Vikariat Ostbelgien
Leitung
Dr. Angela Reinders, Akademie des Bistums Aachen, Direktorin
Referierende
Impulse
Mitarbeiterinnen von feminizidmap.org, Dokumentation aller Femi(ni)zide und Tötungsdelikte an Frauen* sowie Mädchen* in Deutschland
Dr. Julia Habermann, Lehrstuhl für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum, Partnerinnentötungen und deren gerichtliche Sanktionierung
Fikri Anıl Altıntaş, Autor, Speaker, ehrenamtlich als #HeForShe Deutschland-Botschafter von UN Women Deutschland tätig
Julia van der Linde, Moraltheologin, Universität Münster
im Gespräch
Polizeipräsidium Aachen, Direktion Kriminalität/KP/O
Nadine Pier, Gleichstellungsbeauftragte der StädteRegion Aachen
Lilian van Rey, Feminist Law Clinic, Beratung zu sexualisierter Gewalt, zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, im feministischen Arbeitsrecht sowie zu Schwangerschaftsabbrüchen, dem Selbstbestimmungsrecht und dem Sorge- und Umgangsrecht
Sabine Reinhold, Evangelischer Kirchenkreis Aachen, Gefängnisseelsorge, JVA Aachen
N.N., psychiatrische Medizin
Kosten
Dank der Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen in Trägerschaft des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) können wir die Veranstaltung vergünstigt anbieten.
24,00 € / 16,00 €* Tagungsbeitrag incl. Tagungsverpflegung ohne Übernachtung und Frühstück
Eine Übernachtung mit Frühstück kann hinzugebucht werden:
38,30 € / 34,10 €* (Einzelzimmer)
28,30 € / 23,60 €* (Doppelzimmer bei Belegung durch zwei Personen)
* Die Ermäßigung gilt für Schüler:innen, Studierende (bis zur BAföG-Fördergrenze, das Studium wurde also vor Vollendung des 45. Lebensjahres begonnen), Auszubildende, Bundesfreiwilligendienste sowie Empfänger:innen von Grundsicherung und Arbeitssuchende. Bitte legen Sie einen Nachweis zu Beginn der Veranstaltung vor.
Den Tagungsbeitrag zahlen Sie bitte bei Ankunft an der Rezeption, bar oder per EC-Karte (keine Kreditkarten).
Anmeldung
Bitte melden Sie sich über das Anmeldeformular auf dieser Seite an.
Bei Rückfragen erreichen Sie uns unter:
0241 47996-25
Akademie des Bistums Aachen
Leonhardstraße 18-20
52064 Aachen
Anmeldefrist: 06.10.2025
Alles rund um die Anmeldung und die Stornierung finden Sie in unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Alexandra Mattern, „Sicherheitslücke“
"Es geht um Angsträume, also dunkle Ecken, unklare Situationen, unüberschaubare Wege im öffentlichen urbanen Raum."
Alexandra Mattern hat Menschen gebeten, ihr Bilder von Orten zu schicken, an denen sie sich unwohl fühlen, Catcalling erlebt haben oder andere sprachliche Gewalt.
Das Bildmaterial hat sie im Rahmen ihrer Abschlussarbeit im Fach Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Aachen untersucht und ausgewertet.
Für die Ausstellung hat sie es um eigene Fotografien ergänzt und einzelne Situationen mit Plakaten illustriert.
Orange the World
Orange the World ist eine jährliche UN-Kampagne, um auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen. An verschiedenen Orten in Aachen, Ostbelgien und im niederländischen Limburg finden dazu im Kontext der Veranstaltungen vom 25. November bis 10. Dezember 2025 Aktionen und Kundgebungen statt, so auch im Pelgrimsoord Klooster Wittem.
Fachtag: Paarberatung im Kontext häuslicher Gewalt
Im Vorfeld der Veranstaltung findet der Fachtag "Paarberatung im Kontext häuslicher Gewalt" statt.