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Aachen für alle – Zusammen.Leben.Perspektiven.:Ein Abend, an dem Demokratie Raum fand

Personen, die bei der Kommunalwahl für das Amt des Oberbürgermeisters, der Oberbürgermeisterin kandidieren, an Tischen.
Im offenen Wahlgespräch zeigte sich, wie viel Gemeinsamkeit in der Unterschiedlichkeit liegen kann. Streetwork oder Ordnungsdienst? Bildung oder Wohnraum? Die Wege waren verschieden, das Ziel bleibt geteilt: eine Stadt, in der alle ihren Platz haben.
Datum:
5. Sept. 2025
Von:
Angela Reinders

Die Genezarethkirche in Aachen hatte ihre Türen weit geöffnet: für Fragen, für Begegnung, für eine lebendige Demokratie. Rund 200 Menschen waren gekommen, um die Kandidierenden zur Oberbürgermeister:innenwahl zu erleben. Nicht auf Abstand, sondern im unmittelbaren Austausch.

Das Besondere an diesem Freitagabend: Die Fragen kamen direkt aus dem Publikum. Keine Podiumsinszenierung, sondern ein gemeinsames Fragen nach dem, was bewegt. Nach dem, was fehlt. Nach dem, was möglich sein könnte.

Die Regeln waren klar, die Zeit begrenzt: 90 Sekunden pro Antwort. Kurz, aber nicht oberflächlich. Im Gegenteil: Es entstand eine Dichte, die zum Denken einlud. Ein Abend voller pointierter Beiträge, in denen Haltung spürbar wurde.

Schnell zeigte sich, welche Themen den Menschen in Aachen besonders auf den Nägeln brennen: Stadtentwicklung, Migration, Wohnen. Es ging um einzelne Wegmarken, etwa die untere Adalbertstraße oder fehlende öffentliche Toiletten, und um das große Ganze: Wie lässt sich ein solidarisches, vielfältiges Zusammenleben gestalten?

Die Diskussion zur Stadtentwicklung wurde spontan verlängert, Termine mussten warten. Einer der Podiumsgäste verschob sogar seinen eigenen Hochzeitstag. Vielleicht war das der symbolischste Moment des Abends: Wenn das Politische so persönlich wird, dass es Priorität bekommt.

Nicht alle Antworten führten zum Konsens. Aber gerade darin lag der Wert: Es zeigte sich, wie viel Gemeinsamkeit in der Unterschiedlichkeit liegen kann. Streetwork oder Ordnungsdienst? Bildung oder Wohnraum? Die Wege waren verschieden, das Ziel blieb geteilt: eine Stadt, in der alle ihren Platz haben.

Ein besonders klares Zeichen wurde beim Thema Grenzkontrollen gesetzt. Alle Kandidierenden lehnten sie ab. Eine Aussage erhielt besonders viel Applaus: „Grenzkontrollen sind Nachplappern von AfD-Positionen.“ Eine Haltung, die nicht relativierte, sondern schützte: das Miteinander in der Grenzregion, die Offenheit als Grundlage des Zusammenlebens.

Am Ende zogen die Veranstaltenden ein positives Fazit. Die Diakonie sprach von einem Raum der Teilhabe, der bewusst geöffnet wurde. Die Genezarethkirche setzte ein klares Zeichen: „Die Kirche ist politisch. Immer. Eine unpolitische Kirche ist tot.“

Organisiert wurde der Abend von einem breiten Bündnis: der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Aachen, der Akademie des Bistums Aachen, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Aachen e.V., der Werkstatt der Kulturen, den Integrationsagenturen NRW, Pro Arbeit e.V. sowie dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk.

Sie alle zeigten: Kirche kann ein Ort sein, an dem Politik nicht nur Thema, sondern Gespräch wird. Ein Raum, in dem Demokratie erfahrbar wird, mit offenem Ohr und weitem Herzen.