Rückblick auf den Vortrag im Rahmenprogramm zum Karlspreis 2025:Götterfunken in dunklen Tagen

Mitten in dieser düsteren Stimmung: ein stiller Papst. „Der Friede sei mit euch“, sagt Leo XIV. nach seiner Wahl. Keine große Pose, dafür aber klare Haltung. Und plötzlich hören Menschen zu – quer durch Konfessionen. Weil da einer Brücken baut, ohne von Mauern zu schwärmen. Weil da einer nicht laut sein muss, um Hoffnung zu wecken.
Das ist keine spirituelle Randnotiz. Es ist ein politisches Signal. Glaube, Hoffnung und Liebe sind politische Ressourcen. Wer glaubt, hält an der Würde fest, auch wenn sie angezweifelt wird. Wer hofft, kapituliert nicht vor dem Chaos. Wer liebt, sucht den Dialog und die Verständigung.
Das europäische Einigungswerk war nie nur ökonomisch. Es war geistlich grundiert – von katholischer Soziallehre, protestantischer Freiheitsidee, der gemeinsamen Sehnsucht nach Frieden. Heute braucht es wieder solche Quellen. Nicht als Machtsprache der Kirche. Sondern als Beitrag zur Verständigung – theologisch, demokratisch, ökumenisch.
Vielleicht lodert der Götterfunke nicht. Aber er glimmt. In jedem Akt der Versöhnung. Und wo er glimmt, da beginnt neue Kraft.
Dr. Lukas Meyer, theologischer Referent im Büro des bayerischen Landesbischofs: „Christentum in Europa zwischen Wertefundament und politischer Verantwortung“, Vortrag in der Akademie des Bistums Aachen (online)