Tag des offenen Denkmals:Luise Berndt liest aus dem unveröffentlichten Tagebuch von Anna Braun-Sittarz

Die Lesung aus dem Tagebuch von Anna Braun-Sittarz war eine berührende Abrundung am "Tag des offenen Denkmals". An die eindrucksvollen Passagen vom Ende des Krieges, gleichzeitig den letzten Tagen im Leben der Tagebuchschreiberin, schloss sich organisch das Werkgespräch über das Stück "Oppenhoff. Mohren. Cohn" an mit Kerstin Grübmeyer, Chefdramaturgin am Theater Aachen, als mitwirkender Autorin (neben Florian Fischer, Musik von Malcolm Kemp). Luise Berndt, die im Stück die Marianne Cohn verkörpert, fühlte sich bei ihrer Lesung auch in die Erlebnisse und Gedankenwelt von Anna Braun-Sittarz ein.
Anna Braun-Sittarz
Anna Braun-Sittarz begann ihre berufliche Tätigkeit als Weberin in der Tuchfabrik Delius. Ihm gehörte das Grundstück und die Villa, die dort 1888 erbaut wurde, wo sich heute das Bischof-Hemmerle-Haus befindet. Am 11. April 1944 wurde des Gebäude durch drei Fliegerbomben schwer beschädigt und 1961 ganz abgebrochen.
Anna Braun-Sittarz gehörte in den 1920er-Jahren als KPD-Mitglied dem Stadtrat an. 1929 eröffnete sie ein Milchbüdchen am Karlsgraben, das in der Zeit des Nationalsozialismus zum Treffpunkt für Regimegegner:innen und Umschlagplatz für Widerstandsmaterial wurde. 1937 wurde sie wegen Hochverrats zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Die Gestapo behielt sie im Blick, aber sie setzte sich weiter für Verfolgte ein. Nach der Befreiung Aachens, noch vor Kriegsende, wirkte sie an Gründung des Freien deutschen Gewerkschaftsbundes mit, 1945 in Aachen. Kurz nach Kriegsende starb sie in Folge eines Autounfalls.
Im Zuge ihrer Masterarbeit an der RWTH Aachen University rückte die Lehramtsstudentin Linda Aach die politische Persönlichkeit in den Fokus.
Gedenktafel am Anna-Sittarz-Platz
Der kleine Platz, auf dem das Milchbüdchen stand, ist mittlerweile nach Anna Braun-Sittarz benannt. Heute ist dort eine der Gedenktafeln der "Wege gegen das Vergessen" befestigt, mit denen die Orte des nationalsozialistischen Widerstands ausgewiesen werden.