Doris Day besang das Thema in „Que sera“, Abba in „Slipping through my Fingers“, „What Was I Made For?“ von Billie Eilish trug vor zwei Jahren musikalisch zum Erfolg des Barbiefilms bei.
Wenn dies zu viel Popkultur ist und es gern etwas „akademischer“ werden sollte, so ist das ein berechtigtes Anliegen.
Die Essenz aus den Liedern also in der Variante von Ludwig Honnefelder, Philosoph, Theologe und Pädagoge, emeritierter Professor der Universität Bonn: „Auf dem Grund der Frage ‚Was soll ich tun?‘ erscheint die grundsätzlichere Frage ‚Wer will ich sein?‘, und sie ist beantwortet, wenn ich mich selbst als das Subjekt erfasse, das seinem Gewissen folgt, um dann dieses Subjekt zu sein.“
Er schreibt dies in seinem Buch von 2017, Was soll ich tun, wer will ich sein? Vernunft und Verantwortung, Gewissen und Schuld, Velbrück Verlag.
Dass wir uns damit beschäftigt haben, wer wir sein wollen, das erkennen Sie am Erscheinungsbild. Das tief magentafarbene Logo ist einem Blau gewichen, nach und nach werden Schilder, Möbel, Drucksachen, auch Internetadressen und Bezeichnungen gegen etwas Neues ausgetauscht.
So beschrieben klingt es vordergründig nach einer kosmetischen Maßnahme.
Im Hintergrund haben Prozesse stattgefunden, die daraus mehr machen als einfach nur einen Farbwechsel. Was ist denn eigentlich „die Kirche“, was ist „das Bistum Aachen“? Wer sich auf die Suche machte, fand einen bunten Strauß verschiedener Initiativen und Adressen, jeweils mit eigenem Logo und eigener Anmutung platziert, eben wie auch unsere Akademie.
Aus einer ähnlich großen Markenwelt haben sich schon Bistümer wie Münster und Fulda verabschiedet, die Marke „katholische Kirche“ in den Vordergrund gestellt und sich in ihren Bildmarken auf das ursprüngliche Symbol besonnen, das Kreuz.
Die Professionalität dahinter forderte schon vor fünf Jahren der Kommunikationsberater Erik Flügge. In der Zeitschrift „Christ und Welt“ beklagte er damals, „dass die Kirche ‚ständig und überall anders‘ auftritt: ‚Mal heißt sie DBK, dann wieder Diözese oder Erzbistum, sie nennt sich KEB, Bahnhofsmission und ZdK, sie heißt Caritas oder BDKJ. Sie hat gelbe Logos und rote, Kreuze, Tauben und Flammen, abstrakte Formen und schlichte Schriftzüge.‘ Eine derartige ‚Nicht-Markenkommunikation‘ habe den Effekt, dass die Kirche als schwächer wahrgenommen wird, als sie ist.“
Jetzt also steht auch über den pastoralen Räumen, Einrichtungen und Initiativen des Bistums Aachen das Label „Katholische Kirche“, denn so nimmt die Gesellschaft erst einmal wahr, wer denn eigentlich dahintersteckt. Dass mit dem klaren Adjektiv die Ökumene leidet, das schmerzt, ist aber noch ein Entwicklungsschritt in die Zukunft.
„Wer will ich sein?“ Nun hat jenseits der Popmusik Ludwig Honnefelder im Einstieg die Frage mit dem Subjekt verbunden, „das seinem Gewissen folgt“. Wo hat dieser Prozess etwas mit Gewissensentscheidungen zu tun?
Stichworte dazu gab schon Klaus Schmidt in einem der ersten Standardwerke zum Thema der Unternehmensidentität vor 30 Jahren, etwa, „dass in Krisen ein besonderer Bedarf an Corporate Identity besteht“, wie er in seinem Vorwort schrieb (Corporate Identity in Europa. Strategien, Instrumente, erfolgreiche Beispiele, Campus Verlag, Frankfurt/New York 1994). Er benannte auch die „gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Bedingungen, die Corporate Identity in zunehmendem Maße notwendig machen“. Hier nannte er an erster Stelle den Wertewandel. Der hat mit dem Gewissen zu tun: Welche Werte leiten? Welche Werte brauchen eine tiefere Verankerung in der Gesellschaft? Wo müssen „die Stärken und Schwächen, die Gemeinsamkeiten und Konflikte sowie die Potenziale und Ressourcen erkannt, behandelt und entwickelt werden?“ (Seite 22).
Gewissensfragen, denen wir uns unter gemeinsamer Dachmarke als Einrichtung des Bistums Aachen weiterhin widmen: im Juni etwa in der Auseinandersetzung mit dem Wert des Friedens, der durch Kriege und Konflikte bedroht ist. Mit dem Wert politischen Zusammenhalts, der durch Populismus und Machtansprüche angefragt wird, wovon im nächsten Monat auch Medien erzählen (Ich Capitano, Binge), und der von großen Denkerinnen wie Hannah Arendt fundiert konzipiert wurde. Dem Wert des grenzüberschreitenden Einsatzes für Sinn, den wir durch einen Workshop beleben. Mit dem Wert religiösen Zusammenhalts in Zeiten, in denen politisches Handeln die Frage nach gemeinsamen Glaubenswurzeln überlagert.
Lust, mit uns weiter über Ihre Werte des Lebens, der Arbeit, der Umwelt nachzudenken? Treffen Sie uns gern gemeinsam mit der Fokusgruppe Sustainability & Social Entrepreneurship des digitalHUB e.V. auf dem Festival KIMIKO, um sich Fragen nach den eigenen Werten spielerisch anzunähern.
Wir freuen uns auf Sie, dort oder hier in der Akademie des Bistums Aachen oder online,
im Namen des ganzen Teams der Akademie und mit herzlichen Grüßen Dr. Angela Reinders, Direktorin |